D’Gschécht vom Willisouer Stadttier goht zrogg i’d Aafäng vo dèr Eidgenossèschaft.
Chum ésch dè Stand Lozärn im Bond biiträte,
het baud äne de Borgonderkönig e Kampftroppè gscheckt,
om siis Erb – wo-n-är z’guet gha hät – cho iizfordèrè.
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De Scholtheis ond siini Stadtmächtige z’Lozärn hönd béschlossè,
éhres é:igeti Héér vor dè Stadt uufzstöuè .
D’ Landschaft ond s’Héndèrland esch g’opfèrèd wordè.
Dèmét dè böösi Fénd néd öpè sèèch hätti chönnè güetlèch tue,
ésch béfolè wordè, Wyler, Dörfer, Fläckè ond ou s’Stèdtli
aaz’zöntè: Das esch die Taktik vo dè verbrönntè Äärdè ...
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Wo de Bötu die Nochrécht us de Stadt üsem Rot vo Willisou
öberbrocht het, ésch mer zéérscht us aunè Wouke gheit.
Nor de Stadtboumeischter Joos het de Chopf ned lo hangè.
Är hèt dè Broote g’schmöckt: Das esch siini Stond !
Jetz äntli chan-är sini heimlèchè Plän verwörklèchè.
Baud wérd är gross usèchoo ond séch chönnè es Dänkmau sètzè ...
Sofort het är diè Sach i’d Féngèr gno. Es ésch i dem Moment
es Chenderspeeli g’seh, de Stadtrot om-e Fénger z’wéckle –
i dèrè Stond vo de Rotlosigkeit.
Diè éhrwördige Herre Stadtrööt ehrersiits hend séch tüüf be-idrockt
zeigt vo dèrè Öberzügigschraft ond Entschlosseheit ...
(ond mängge het heimlech dänkt, si hé:igè dè spööter e Söndebock).
No am gliichè Oobè hèt mer dè Joos im Rössli äne gséh, wiè-n-är mét
èm Stadtwächter vo dèr Ondèrstadt – em Chäli-Söpi – g’möschtèlèt hèt.
Was aber ( ossèr-t-èm Wéért ! ) niemer g’wösst hèt, wär äbe gseh, dass är
dè ganz Oobè nomè „ghürotètè“ tronkè hèt. Nor dank dèm fiisè Treckli ésch
es nämmli möglèch gséhh, dass är dem stadtbékanntè Söffu het möge k’choh.
Baudäne het do de Chäli-Söpi müessè of d’Rondi. Ou de Joos het sech
- gröölènd ond schwankènd – verabschédèt.
Är göig etz hé:i go leggè; wöig hé:i siis Rüüschli go uusschlööffèlè.
ond aui hend’ems g’gloubt !
Nor ésch är dörr’t d’Héndèrtöör uus ond dür’s Rössligässli ab –
öbèrè i’d Schaugass. Bi der aute Schméttè esch är séch go verstèckè.
Är hèt néd lang müèssè wartè, bés dè Wärter döruuf z’trätsche cho ésch.
Trotz èrè gruusigè, näbligè Nacht het mer diè Gstaut guèt chönnè erkönnè :
wäge de Cherzelatärnè, wo a sinere Lenggè abeghanget esch.
I der Rächte het är d’Hèlébarde nochègschlé:ift öber’s Pflaschter –
dass es ganz aarig gschäpèrèd hèt.
De Joos het es rächts Tötschi ab der Schitterbiig gno ond esch héndèrem
Houzbock äneghuurèd.
I dem Momènt, wo der Wärter a-éhm verbii gséh ésch, ésch de Joos vörè-ghèchtèt on het-em das Tötschi öber de Grend gschlagè.
Chäli-Söpi ésch zämèbbrochè wie-nè Sack. Noch zwöi – drüü wiitere Schlääg
i’s Gneck het är ändgöutig de Geischt uuf’gääh. Etz het’nè dè Joos packt bim
Chraagè ond nè zo dè Houzbiig öberè gschlé:ifft. Dank de Chèrzèlatärnè ond èm-è Hämpfali Chréés het’s scho baud g’läderet, dass eim hät söue gruusè.
Aber dè Joos esch rassig abgeschléchè, héndèrè i’d Chélègass ond hé:i-zuè .
Wo do ändlech dè Füüralarm inè cho ésch, hè:ig mèr nè schiints stockbsoffè dèhè:im im Chämmerli gfondè – völlig on-fähig, bi dè Löscharbètè z’häufè ...
S’Städtli ésch i dèrè Nacht komplet abebrönnt.
Nüüd esch vor dè Flammè verschohnt pblobè.
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Das frömdländischè Héér vom Borgonderkönig ésch cho. Aues, wo sééch i énè i Wääg gstöut het, hè:i-si abè-gmechèt. Alles hönd si besiegt – on gliich nüüd gwonnè – wöu’s nümé z’gwönnè ggäh het. S’esch wörkli auès ab’gfacklet gséh!
Ond so séi si haut wédèr ab’zottlèt.
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Dè Chriègsgwönnèr ésch dè Stadtboumeischter gséh.
Är het siis Huus chönnè bouè. Of dè Sonnsiitè änè het är s’prächtigschtè ond s’grööschtè Huus uufgréchtèt, dass aui andèrè vor Niid erblasst sénd.
Siis Gheimniss het är mét is Grab gno. Aber sini Sè:u het é ké:i Ruè gfondè.
Aus rüüdigè Kööter het är müèssè go wandlè: grad of dem Wääg, wo-n-är
i dèrè verröterischè Nacht onderwägs gséh ésch. Of de Hööchi vo der autè
Schméttè het ähr gottsjämmèrlèch müessè hüülè ond stöhnè, dass é:im
dör Mark ond Bei ggangè ésch !
Auso het mer müèssè è Guardian lo cho, om das onheimlèchè Wäsè iizfoh.
Schiints heig è jongè, onerschrockènè Nachtwärtèr ( ès chönt de Jong vom Chäli-Söpi gséh sii ) i dem Stadttier säub mou bi dè Schméttè héndè es Chlöpf-Schiit öbèrè Grénd iè zogè ond èm nochhär mét sinnè gnaaglètè Schuè no eis zinggiert ! Dè hèt er éhm è roschtigi Chötti om-e Ranzè bbondè.
Voller Stouz het är s’Stadtier dör’s Stèdtli trébè.
Ond grad e so ésch es jo höt no dè Bruuch – wäärèd dè Fasnachtsziit !
Das Willisauer Stadttier
( Comenius-Verlag : Sagenhaftes Hinterland // Lütolf ; 519 )
Die Willisauer wussten es, wenn in den Fronfastennächten ein Heulen, Bellen und Wimmern die Gassen des Städtchens erfüllte. Es war der grosse schwarze Hund, das Stadttier, das von der Spitelgasse an der Metztger-Schaal vorbei die Hauptgasse hinauf auf den Kirchplatz jagte. Aber nicht nur von dort, auch vor dem oberen Tor, in den Seitengässchen und gar in den Grabengärten wurde er festgestellt. Wer dieses markdurchdringende Geschrei je einmal hören musste, hat es nie mehr vergessen. Es brachte Fensterscheiben zum zittern. Es widerhallte an den Hauswänden und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken.
Das war schon seit mehreren Jahrhunderten so. Man sagt, dass dieses Stadttier eigentlich der alte Baumeister ( …) von Willisau war.
Er hätte sich gar grausige Vergehen ( …) zuschulden kommen lassen.
Nun müsse er büssen, indem er in Tiergestalt im Städtchen wandeln müsse.
. . . nicht zu verwechslen mit dem Strassenhund ! ! !
Der Willisauer Strassenhund geht um
( Comenius-Verlag // Lütolf ; 520 )
Es muss ein Prachtstier gewesen sein: ein kohlenschwarzes Fell, grosse leuchtende Augen, einen feurig-roten Rachen, ein schneeweisses Halsband und gar zierliche Manschetten um die Tatzen. Noch lange nicht alle Willisauer haben das Tier einmal gesehen. Wer es aber zu Gesicht bekam, musste ihm ausweichen, sofern ihm nicht Unheil widerfahren sollte.
Viele Willisauer haben den Weg dieses unheimlichen Wesens genau gekannt. Es trottelte jeweils vom Städtchen durch den Tellenbachgraben bis zum Buwiler Steg. Dieser Steg war besonders gefährlich. Wer das Unglück hatte, dass er dem Hund jeweils an dieser Stelle begegnete, tat gut, ihm auszuweichen. Unterliess er das, wurde er ins Wasser geworfen. Vom Steg führte die Strecke in den Schürhubel, in den Kanzelwald, die Bachtale hinunter, der Buchwigger entlang zum unteren Tor. Hernach ging’s vorbei an den Brunnen der Hintergass und zum oberen Tor hinaus in den Willbrigwald, wieder hinunter zur Grundmühle, an der Hirsern vorbei gegen die Eimatt, der Strasse entlang nach Hergiswil bis in den Enziwald. Hier war er wieder auf Willisauer Boden.
Also hat es sich zugetragen, dass im Dezember anno 1375 das Heer der Gugler in das Luzerner Hinterland eingefallen ist.
Lasst uns nun die Frage stellen, wie es soweit gekommen ist. Was waren die Gründe für dieses kriegerische Ereignis ? Was hatte das für unsere damaligen Bürger zur Folge ?
Ingelram de Coucy war habsburgischer Herkunft. Durch rechtmässige Erbfolge waren ihm zahlreiche Ländereien und Grafschaften anheim gefallen. Starke Männer um Herzog Leopold III. waren damit nicht einverstanden und behielten den Anspruch für diese Gebiete für sich.
Nun trug es sich zu, dass Ingelram im Dienste der Franzosen ein ansehnliches Heer befehligte. In einer Kampfpause ersuchte er seinen Feldherrn, ob er mit Hilfe dieser kampferprobten Soldaten seinen Rechtsanspruch geltend machen dürfe. Er bekam, vor allem dank seiner zahlreichen Verdienste als getreuer Edelmann, die Einwilligung und Unterstützung.
So machte sich das Heer aus dem Herzen Frankreichs auf, in die Innerschweiz einzumarschieren.
Herzog Leopold III. von Habsburg wurde frühzeitig von diesem Ansinnen in Kenntnis gesetzt. Da er militärisch diesem glorreichen Heer nichts entgegen halten konnte, wurde beschlossen, jedwelchen Kampfhandlungen weitmöglichst aus dem Weg zu gehen.
Die Taktik bestand nun also darin, dass alles von Wert zerstört wurde. Das Vieh wurde weggeführt. Die Lebensmittel-Vorräte wurden versteckt. Gehöfte, Siedlungen, vor allem aber unser Städtli Willisau sollten dem Erdboden gleich gemacht werden.
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Dieser Befehl, das beschauliche Städtli zu vernichten, bereitete den Landgrafen zu Willisau grosse Mühe; hatten sie doch erst wenige Jahre zuvor die langwierigen Bauarbeiten leidvoll abgeschlossen.
In dieser schwierigen Phase trat nun unser Stadtbaumeister Joos auf den Plan. Er erklärte wortgewandt, dass er das Problem eigenhändig lösen werde. Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, den Stadtbaumeister gewähren zu lassen. Binnen dreier Tage sollte das Städtli vernichtet sein. Als Entgelt wurden 5'000 Goldtaler vereinbart ( ein ansehnliches Vermögen … ) Dieser Kontrakt wurde eidesstattlich zu Pergament gebracht und mit dem Stadtsiegel verschlossen.
Der Stadtbaumeister verlor daraufhin keine Minute. Er eilte schnurstracks hinüber zur Schenke. Im „Rössli“ würde er den Nachtwächter der Unterstadt treffen. Da dieser ein stadtbekannter Süffel war, vereinbarte der Joos mit dem Wirt, dass er seinen Becher mit Süssmost und Wasser strecken solle.
Wobei er natürlich den vollen Preis bezahle und ordentlich Trinkgeld gebe. Zum Beweis steckte er ihm schon mal einen Fünfliber entgegen.
Der Plan gelang prächtig. Der Stadtbaumeister Joos und der Nachtwächter „Chääli-Sepp“ genehmigten sich einen Halbliter nach dem andern.
Schliesslich musste der Nachtwächter auf seinen Rundgang. Ohne viele Worte zu verlieren, ging er durch die vordere Tür hinaus. Man hätte nicht geglaubt, dass er ordentlich einen sitzen hatte. Vielleicht hätte man festgestellt, dass sein Blick etwas gläsern war …
Ganz anders verhielt es sich beim Joos. Auch er wollte jetzt dringendst nach Hause – seinen Rausch ausschlafen. Grölend und torkelnd verliess er das Restaurant durch die Hintertür. Draussen schwang er seinen schwarzen Umhang über die Schultern und zog sich den pechschwarzen Hut tief in die Stirn. Eiligen Schrittes marschierte er durch die Rössligasse hinunter, hinüber zur alten Schmidte in der Schaalgasse. Dort versteckte er sich hinter dem Holzbock, nachdem er ein währschaftes Scheit von der Holzbeige genommen hatte.
Er musste nicht lange warten, bis der Nachtwächter durch die neblig-graue Nacht daher gestapft kam. In der rechten Hand schleichte er die Hellebarde hinter sich her, dass es auf dem Pflaster schäpperte. In der linken hing die Kerzenlaterne herunter.
In dem Moment, als der Nachtwächter die Schmidte passiert hatte, schwang sich der Joos aus seinem Versteck hervor und knallte im Flug das Holzscheit an den Hinterkopf des Nachtwächters. Der war jedoch von zäher Statur und wollte sich bereits hochrecken, als ihm der Joos abermals einen Schlag ins Genick versetzte. Damit war sein Schicksal besiegelt.
Der Joos schleifte alsdann sein Opfer hinüber zum Holzbock. Mit Hilfe der Kerzenlaterne und einem Bund Reisig steckte er die Holzbeige in Brand.
Darauf verschwand er durch die Kirchgasse im Schutze der Dunkelheit nach Hause.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die verzweifelten Schreie der Bürger „Füürio – Füürio“ durch die Gassen klangen. Alsdann suchten Nachbarn auch den Stadtbaumeister Joos in seiner Kammer auf.
„Komm! Auf ! Hilf !! Es brennt ; wir müssen löschen !!! „ Doch alles nützte nichts: der Joos stellte sich sturz-betrunken und war auf gar keinen Fall bereit, sich an den Löscharbeiten zu beteiligen.
Auf jeden Fall wurde das gesamte Städtli in dieser grausigen Nacht ein Raub der Flammen. Nichts blieb dabei verschont, da ja zu dieser Zeit alle Häuser aus Holz gebaut waren. Nur das Fundament war aus Stein gefertigt.
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Mitte Dezember trafen die Truppen der Gugler im Luzerner Hinterland ein. Doch wo sie auch hinkamen: Alles war abgebrannt. Mensch und Tier wie vom Erdboden verschwunden.
Am 25. Dezember fügten Entlebucher Truppen dem Heer bei Buttisholz eine empfindliche Niederlage bei. In einem nächtlichen Scharmützel waren sie über deren Nachtlager hergefallen.
Aufgrund solcher und ähnlicher, zermürbenden Sticheleien aber auch wegen der kalten Witterung beschloss Ingelram VII , Angehöriger der Picardie und Ritter des Hosenbandordens, unverrichteter Dinge abzuziehen.
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In jedem Krieg gibt es Gewinner und Verlierer. Zu den Verlierern zählte die einfache Landbevölkerung, welche in diesen Tagen alles verloren hat. Durch den harten Winter kamen viele um. Es war ein schreckliches Elend.
Zu den Gewinnern zählte natürlich der Stadtbaumeister Joos. Die 5'000 Taler setzte er geschickt ein, um sich ein Imperium aufzubauen. Aus viel Geld noch mehr zu machen war seine Kunst und seine Leidenschaft. Als absolute Krönung seines Erfolges erbaute er sich das schönste und grösste Haus auf der Sonnenseite des Städtlis.
Sein Geheimnis jedoch nahm er mit ins Grab. Wobei seine Seele keine Ruhe fand. Fortan musste er als reudiger Hund seine Runden drehen. Bei der alten Schmitte musste er heulen und wimmern, dass es den Anwohnern durch Mark und Bein ging.
In Ihrer Verzweiflung riefen die Anwohner nach einem Guardian ( das ist der Vorsteher eines Kapuziner-Klosters ) Und es kam ein alter, weiser Mann. Dieser liess sich genau zeigen, wo das unheimliche Wesen umher gehe, welchen Weg es beschreite, wo genau das Heulen und Wimmern zu vernehmen sei. In den kommenden Nächten formierte sich eine Prozession. Vorne der Guardian mit den Messdienern, welche bewehrt mit Kerzen-Laternen und Weihrauchfass voran schritten. Dahinter folgten die Waschweiber, welche Rosenkranz betend dem Tross seine Würde gab.
Junge, mutige und unerschrockene Männer indes legten sich auf der Wegstrecke auf die Lauer. Womöglich würde das Ungeheuer irgendwo auftauchen.
Und siehe da: In jener Fronfastennacht zum Aschermittwoch gelang dem jüngsten Nachtwächter Seppli, in der Schaalgass das Stadttier mit einem gezielten Wurf eines Holzscheites niederzustrecken. Kurzentschlossen band er dem Untier eine Kette um den Bauch und trieb es vor sich her. Dabei hielt er es mit seiner Helebarde vom Leibe.
Und grade so ist es heute noch der Brauch – während der Fasnachtszeit.