D’Bärzeli-Buebe / Seengen / Hallwil AG
„Chömed cho luege, d’Bärzeli-Buebe!“ – 15 maskierte junge Männer hüllen sich am Nachmittag des Bärzeli-Tags (2. Januar) in ihre imposanten Kostüme:
Stächpaumig, Tannreesig, Straumaa und Hobuspöönig haben aufwendige tagelange Vorarbeiten hinter sich. Stürmisch und lärmend begrüssen die Bärzeli-Buebe das neue Jahr und wünschen jedem, der ihnen in die Quere kommt, ein herzhaftes „guets Nöis“. Die stacheligen Umarmungen des Stächpaumig oder ein Schlag mit der Schweinsblase sollen Glück bringen. Der letzte Brauch im Brauchzyklus ist über die Dorfgrenzen hinaus der bekannteste.
15 erwachsene, meist ledige Burschen aus dem Dorf vereinigen sich zur „Bärzeli-Gesellschaft. Zwei aus ihrer Mitte walten als Chefs. Sie sind Mitglieder in der Brauchtumskommission, organisieren die Gruppe und sorgen dafür, dass alles nach den gewohnten Regeln abläuft. In einer Versammlung im Herbst werden die Aufgaben verteilt und die Darsteller der festgelegten Figuren bestimmt. Requisiten wie die Söiblootere (Schweinsblasen) müssen von einem Metzger präpariert werden. Die Räre(Rätschen) werden von einem Fachkundigen im Dorf hergestellt und in Stand gesetzt.
Zur Bärzeli-Gruppe zählen 14 maskierte Figuren: der weissgekleidete „Herr“ mit Krone auf dem Haupt und die ebenfalls in Weiss auftretende „Jumpfere“; der „Spielchärtler“ (Spielkärtler), dessen Kleid ganz und gar französischen Jasskarten übersät ist; der „Tannreesig und der „Stächpaumig“ mit ihren Kostümen aus Tannreisig und Stechpalmen; der „Schnäggehüüslig“, eingehüllt in Tausende Schneckenhäuser; der „Aut (der Alte) und die „Lörtsch“ (alte Frau), die aus einer Pfanne ein fruchtbares Wässerchen verspritzt; der in bunte Stofffetzen gehüllte „Lumpig“ , sowie der „Hobuspöönig“ und der „Straumaa“, die Kostüme aus Hobelspänen und Strohbündeln tragen. Zu dieser Gruppe gesellt sich ein von zwei Burschen gemimtes „Kamel“, das von einem „Treiber“ und einem „Führer“ in weissen Gewändern begleitet wird. Alle tragen Larven, die ihr Wesen charakterisieren, und führen ein Lärm- oder Schlaginstrument mit sich: eine „Räre“ oder eine „Söiblootere“ ;der „Herr“ sinnigerweise eine Peitsche. Drei unter ihnen sammeln in Büchsen Geld ein für die Brauchtumskasse und das wohlverdiente Abendessen. Die Kleider von „Stächpaumig“ , “Tannreesig“ , “Straumaa“ und „Hobuspöönig“ werden jedes Jahr in tagelanger, mühseliger Arbeit von den Burschen selbst hergestellt. Die ortsansässige Trachtengruppe sorgt für die anderen Kostüme.
Die beiden grünen Figuren, „Stächpaumig“ und „Tannreesig“, sind Symbole für Fruchtbarkeit, den Frühling und das immergrünende Leben. Die drei Dürren, „Straumaa“, „Hobuspöönig“ sowie „Schnäggehüüslig“, weisen hingegen auf den unfruchtbaren, leblosen Winter hin. Während „Herr“ und „Jumpfere“ für Reinheit, Schönheit, Jugend, und Tugend stehen, symbolisieren „Aut“ und „Lörtsch“ ihrerseits Hässlichkeit, Alter und Laster. Der schelmische „Spielchärtler“ steht für Lebensfreude, aber auch für den lasterhaften Spieltrieb. Der unordentlich wirkende „Lumpig“ bildet optisch den Gegensatz zum „Spielchärtler“.
Der 2. Januar (Bärchtolds-Tag) beginnt für die Dorfbewohner mit dem Neujahrsapéro um 11 Uhr im Gemeindehaus. Danach geniesst man die Gastfreundschaft der Trachtengruppe beim Spaghetti-Essen in der Turnhalle. Gegen halb zwei tollen schon die „Kleinen Bärzeli“ im Dorfzentrum herum. Die verkleideten und maskierten Knaben und Mädchen tragen jedes Jahr andere Kostüme, ganz nach ihren Vorlieben. Um zwei Uhr schliesslich stürmen die „Bärzeli-Buebewilden“ Hornissen gleich aus dem „Metzghüüsli“ beim Schulhaus. Mit Lärm und Getose stürzen sie sich in die Zuschauermenge und locken sie die Einwohner Hallwils auf die Strasse. Mit stacheligen Umarmungen oder kräftigem Händedruck wünschen sie allen „es guet Nöis“. Die „Bärzeli“ ziehen auf einer vorbestimmten Route durchs Dorf, halten hie und da Rast, bevor sie am Ende die sitzengebliebenen Zuschauer in der Turnhalle mit ihrem Treiben „beglücken“. Von ungestümen Umarmungen der Grünen und Dürren überrascht zu werden, eine „Söiblootere“ auf dem Buckel oder einen Schwall Wasser von der „Lörtsch“ zu spüren, sich an den Kapriolen des Kamels zu ergötzen – das ist es, was den „Haubuern“ gefällt. Wem dieses Tun nicht passt, der macht freiwillig einen grossen Bogen um das Geschehen. Am frühen Abend macht sich die „Bärzeli“-Gesellschaft in einem Kleinbus auf den Weg in die nahegelegenen Gemeinden, um dort in den Wirtschaften allerlei Unfug zu treiben. Den Tag beschliessen die „Bärzeli“ bei einem gemeinsamen Abendessen in der Dorfbeiz.